Verzicht

Fasten für eine umweltfreundliche Welt

28.01.2021

Am 17. Februar ist es wieder so weit: Die Fastenzeit beginnt. Die Gläubigen sollen in diesem 40-tägigen Zeitraum vor Ostern als äußeres Zeichen von Buße und Besinnung auf Dinge verzichten, die ihnen angenehm und lieb sind – etwa auf Schokolade, Alkohol oder Zigaretten. Früher ging es beim Fasten um nichts weniger als das Seelenheil. Mittlerweile jedoch sind es wohl eher gut gemeinte Vorsätze zu Beginn eines neuen Jahres.

Doch egal, ob Verzicht oder Vorsatz – Ziel ist es, das Bestreben unter dem Motto „Weniger ist mehr“ motiviert umzusetzen. Die Deutschen haben laut einer Forsa-Umfrage aus dem vergangenen Jahr jedenfalls klare Vorstellungen, was sie reduzieren wollen: Bier, Wein oder Süßigkeiten. Aus der Fastenzeit ist demnach heutzutage wohl eher eine Fitnesszeit geworden. Dabei sollte es eigentlich kein großes Opfer sein, auf Dinge zu verzichten, die Körper und Geist auf Dauer schaden. Es ist vielmehr ein Gebot der Vernunft. Jedenfalls wäre ein solches Problembewusstsein auch an den übrigen 325 Tagen im Jahr wünschenswert.

Wie wäre es mit Klimafasten?

Doch selbst wenn man keinen Bezug zur Kirche oder zu Low-Carb-Ernährung hat, lässt sich die Fastenzeit sinnvoll nutzen. Wieso also nicht mal versuchen die Dinge anzupacken, die wirklich schwerfallen, so wie beispielsweise das Klimafasten? So könnte diesmal jeder versuchen, nachhaltiger zu leben, weniger zu konsumieren und dementsprechend seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.

Ein paar Wochen nach den mittlerweile längst vergessenen Neujahrsvorsätzen bietet die Fastenzeit schließlich einen guten Anreiz, sich noch einmal Gedanken darüber zu machen, was einen wirklich glücklich macht und was jeder in seinem Leben eigentlich braucht. Und das Überlegen lohnt sich: Denn wenn der Verzicht ertragbar ist, einen Sinn hat und sogar ein kleines bisschen Spaß macht, funktioniert er auch langfristig. Außerdem kann die neu gewonnene Einstellung dabei helfen, den Frühling, das Fest zu Ostern und das Wiedererwachen der Natur viel bewusster wahrzunehmen und Dankbarkeit dafür zu entwickeln, wie gut es uns eigentlich geht und wie viel wir davon als selbstverständlich betrachten.

Tschüss Plastik, hallo Natur!

Ein nachhaltiger Gedanke wäre zum Beispiel, 40 Tage komplett auf Plastik zu verzichten. Logisch, bei diesem globalen Problem ist mit einer kurzen Fastenzeit nun wirklich nicht geholfen. Ganz davon abgesehen, dass es eigentlich traurig ist, einen speziellen Anlass für umweltschonendes Handeln zu benötigen. Nichtsdestotrotz wäre es ein Anfang – und wer weiß, vielleicht findet diese Lebensweise im Freundes- und Bekanntenkreis ja sogar begeisterte Nachahmer!

Keine Frage, beim Plastikverzicht ist Kreativität und Köpfchen gefragt. Dennoch ist die Umsetzung im Bereich des Machbaren. Im Bad regieren demnach künftig festes Shampoo, feste Seife, Naturkosmetik und Zahnbürsten aus Bambus. In der Küche gibt es vorübergehend keine Frischhaltefolie und keine Alufolie, dafür aber umso mehr frische vegetarische Lebensmittel ohne Zusatzstoffe vom Wochenmarkt. Und beim Einkaufen im lokalen Weltladen wird demnächst eben ein Stoffbeutel statt der Plastiktüte benutzt. Gemüse und Obst kommen während der Fastenzeit lose in den Einkaufswagen und alternativ zu Getränken in PET-Flaschen, gibt es Wasser aus der Glasflasche oder gar dem Wasserhahn.

Ebenso kinderleicht umzusetzen wären Einschränkungen beim Elektronik-Konsum. Statt stundenlanger Netflix- oder Playstation-Orgien auf dem Sofa einfach mal ausgiebig spazieren gehen und dabei den Kontakt zur Natur suchen – oder mit dem Partner die altbewährten Brettspiele aus der Schublade holen. Das spart nicht nur Strom, sondern stärkt auch die emotionale Bindung.

Einfach und machbar

Doch es muss nicht nur Plastik sein, die Liste der Verzichtmöglichkeiten ist riesig: Weitere Ideen reichen unter anderem von einem Absenken der Zimmertemperatur um ein Grad, der maximalen Duschzeit von 90 Sekunden, um Wasser zu sparen, oder – wenn man nicht gänzlich aufs Auto verzichten kann – über ein freiwilliges Einhalten des Tempolimits von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen. Auch das Shoppen muss während der asketischen Wochen nicht pausieren: Verschiedene Siegel und Label geben in der Fair-Trade-Boutique Aufschluss darüber, ob ausgewählte Kleidungsstücke nachhaltig produziert worden sind.

Die Kirchen rufen bereits seit 2015 bundesweit zum Klimafasten auf. Jede der sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag steht dabei unter einem anderen Motto. Ob man gläubig ist oder nicht, spielt dabei keinerlei Rolle. Denn es geht mittlerweile längst nicht mehr nur um Konsum, Kalorien und Komfort. Es geht um Lebensqualitätssteigerung. Daher ist die Zeit des Fastens eine passende Gelegenheit, das eigene Leben zu reflektieren und klimafreundlicher zu gestalten. Bestenfalls findet jeder für sich die Inspiration dazu, auch nach Ostern die neu erlernten Verhaltensmuster in den Alltag zu übertragen. Denn Klimafasten kann nicht nur die Welt verändern, sondern zeigt zugleich, wie einfach und machbar Umweltschutz ist.

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